Pfisterer/Purkarthofer Sprache
"Communities_KeinStandarddeutsch" von Petra Pfisterer_Judith Purkarthofer. Veröffentlicht: 2012.
P. Pfisterer - Mehrsprachigkeit
"Communities" von Petra Pfisterer und Judith Purkarthofer. Veröffentlicht: 2012.
U. Somma Sendungen Medienzentr.
"Communities" von Udo Somma. Veröffentlicht: 2012.
Udo Somma - Hörspielsendung
"Communities" von Udo Somma. Veröffentlicht: 2012.

Freies Radio ermöglicht nicht nur, breitere Öffentlichkeiten für bestimmte Anliegen zu erreichen. Es stellt auch neue Wege der internen Kommunikation mehr oder weniger großer Szene-(Teil-)Öffentlichkeiten zur Verfügung. Während in der Kommunikationswissenschaft für den Zeitschriftenbereich dafür der Begriff „Eigene Medien“ in Unterscheidung zu auf Außenwirkung fokussierende „Alternative Medien“ geprägt wurde, setzte sich im Radiobereich die Bezeichnung „Communitysendungen“ durch.

In den verschiedensten Communities verankerte Radiomacher_innen gestalten Sendungen mit für deren Mitglieder relevanten Inhalten. Das Zielpublikum ist die Community, mit ihr soll kommuniziert werden, und das meist nicht nur in einer Richtung. Gerade bei Communitysendungen ist die Beteiligung der Hörer_innen besonders hoch. Nirgendwo sonst verschwindet dermaßen die klassische Trennung von Kommunikator_innen und Rezipient_innen durch telefonische Teilnahme, durch persönliche Mitarbeit im Studio, durch gemeinsame Sendungsvorbereitungen.

Communitysendungen finden sich in allen inhaltlichen Sendungsbereichen – Musik, Politik, Gesellschaft ...

Migrant_innen & Sprachen

Von den ersten Monaten an besonders intensiv genutzt wurde das Freie Radio von Radiomacher_innen, die Sendungen für Hörer_innen gestalteten, deren Erstsprache nicht Deutsch war. Auch wenn immer wieder versucht wurde, durch mehrsprachige Sendungsgestaltung Barrieren zwischen verschiedensprachigen Bevölkerungsgruppen abzubauen, so zeichnete sich doch bald ab, dass gerade für die Möglichkeit, in frei gewählten, persönlich bevorzugten Sprachen zu kommunizieren, ein großes Bedürfnis bestand.

Merhaba FM war zum Beispiel das erste Magazin von in Wien lebenden Menschen für in Wien lebende Menschen in türkischer Sprache. Im Gegensatz zu über Satellit empfangbaren Programmen aus der Türkei stand hier das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben in Wien im Mittelpunkt der Sendung.

Auch oder besonders für die nicht-deutschsprachigen Sendungen setzte sich der Begriff „Communitysendungen“ durch, obwohl dieser hier eigentlich sehr irreführend ist, da er suggeriert, dass es sich bei den eine bestimmte Sprache sprechenden Menschen um eine homogene Gruppe mit gleichen Interessen handele. Vielmehr fokussieren selbstverständlich auch Radiomacher_innen nicht-deutschsprachiger Sendungen auf konkrete Teilöffentlichkeiten innerhalb der Gruppen der die jeweilige Sprache sprechenden Hörer_innen. Und so gab und gibt es in allen auf ORANGE 94.0 gesprochenen Sprachen immer mehr Sendungen zu verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten, in rund zwanzig verschiedenen Sprachen: Amharisch, Arabisch, BHSM, Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Hebräisch, Hindi, Kurdisch, Mazedonisch, Polnisch, Portugiesisch,  Romani, Russisch, Spanisch, Tschetschenisch, Türkisch, Wienerisch oder immer wieder auch in der einen oder anderen Sprache mehr.

Gender

Feministische, antisexistische, antihomophobe und antitransphobe Positionen lösen in einem gemischtgeschlechtlichen heteronormativen Publikum immer wieder die immer gleichen Abwehrredaktionen aus, auch im Kontext Freier Radios. Besonders in der FrauenLesben-Schiene sollte auf ORANGE 94.0 deshalb auch Platz geboten werden, Programm von FrauenLesben für FrauenLesben zu machen, ohne sich dem immer noch üblichen unentwegt aufkommenden antifeministischen Backlash ausliefern zu müssen.

Politik, Musik und Message

Im Bereich politischer Sendungen gibt es Sendereihen, die sich speziell an Aktivist_innen richten, bei denen weniger die Analysen gesellschaftlicher Probleme im Vordergrund stehen, als vielmehr die Aktivitäten, diese zu ändern.

Musikcommunitysendungen richten sich an Produzierende und Liebhaber_innen bestimmter Musikgenres, setzen Hörweisen und Grundkenntnisse voraus, die in einem breiten Massenpublikum nicht so leicht zu finden sind.

und überhaupt

Communitysendungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie unangemessen konventionelle Methoden quantitativer Reichweitenforschung für Freie Radios sind. Je kleiner die Community ist, desto geringer auch die von diesen Sendungen erzielte Reichweite in der Gesamtbevölkerung, umso wichtiger aber oft die Funktion in der Community, umso größer die Zahl der Hörer_innen in der Zielgruppe, egal ob es nun um iranischen Underground, experimentellen Jazz, Programmkino oder antirassistische Demonstrationen geht.

Gerhard Kettler

Zum Nachhören
China am Puls
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08. 03 2006
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Nedaye Javanan. Persische Alternativ-Musik vom Feinsten
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Europa - Tschetschenien. Radiomagazin auf Deutsch, Tschetschenisch und Russisch.
Ether Radio
Ether Radio was an English language programme aimed at all the English speakers in Vienna. Regular features were the Expat of the Month, Band of the Month and Vienna Calling, the monthly summary of what's worth seeing and visiting in Vienna.

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